Jeder hat zu Hause eine Waschmaschine, die wir einschalten, wann wir wollen oder wann wir sie brauchen, aber in der Schweiz ist das anders. In diesem Land, insbesondere in älteren Gebäuden in grossen Städten, nutzen Nachbarschaftsgemeinschaften gemeinsame Waschküchen. Dieses System erfordert genaue Absprachen und Organisation. Diese Frage überrascht Neuankömmlinge sehr, vor allem wenn man bedenkt, dass die Schweiz eines der reichsten Länder der Welt ist.

In vielen Wohnhäusern, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gebaut wurden, gibt es in den Wohnungen keinen Platz für eine Waschmaschine. So entstanden Waschküchen im Keller für alle Bewohner des Hauses. Dieses System hat sich im Laufe der Zeit auch in modernen Gebäuden erhalten, da es Platz spart und außerdem die Wartungskosten auf alle Bewohner verteilt werden. Hinzu kommt, dass Waschmaschinen und Trockner in der Regel industriell sind und daher eine große Kapazität haben, sodass auch Decken und Teppiche gewaschen werden können.
Wie funktioniert eine Waschmaschine in der Schweiz?
Meistens wird jeder Familie eine bestimmte Zeit pro Monat für die Nutzung der Waschküche zugewiesen. In der Regel wird an der Tür des Gebäudes ein Papierkalender mit dem Zeitplan für jede Wohnung ausgehängt, obwohl immer mehr Nachbarschaftsgemeinschaften mobile Apps verwenden.
Während dieser Zeit kann der Nachbar die Waschmaschinen und Trockner nutzen, die er benötigt, aber Pünktlichkeit ist dabei von entscheidender Bedeutung. Wenn die Wäsche um 18:00 Uhr fertig ist, muss sie zu diesem Zeitpunkt abgeholt werden, auch wenn sie noch feucht ist, denn um 18:01 Uhr beginnt die Schicht des nächsten Nachbarn. Pünktlichkeit ist der entscheidende Faktor für das Funktionieren dieses Systems. Ausländern erscheint dies oft übertrieben, aber für die Schweizer bedeutet es Respekt vor der Zeit anderer Menschen.
Allerdings hat diese Art der Nutzung der Waschmaschine in der Schweiz einen Nachteil: Es gibt keinen Spielraum für Improvisation. Wenn es beispielsweise Dienstag ist und Sie mit stark verschwitzter Kleidung aus dem Fitnessstudio kommen oder Ihr Kind seine Hose im Park mit Schlamm beschmutzt hat, Sie aber erst am Freitag an der Reihe sind, haben Sie zwei Möglichkeiten: sich mit Ihrem Nachbarn zu einigen oder zu warten.
Um dieses Problem zu lösen, werden in einigen Gebäuden einige freie Stunden freigehalten, damit die Nachbarn diese bei Bedarf reservieren können, wobei sie immer im Voraus Bescheid geben müssen. Das ist jedoch nicht immer der Fall, und viele sind enttäuscht, dass sie ihre Kleidung nicht dann waschen können, wenn sie es möchten. Normalerweise passen wir die Waschmaschine an unseren Lebensstil und unseren Rhythmus an, aber in der Schweiz ist es genau umgekehrt: Wir müssen unser Leben an die Waschmaschine anpassen.

Weitere interessante Regeln
Ein weiterer Aspekt, den es zu beachten gilt, ist, dass in diesem mitteleuropäischen Land Ruhe fast schon eine Religion ist, weshalb es in einigen Kantonen verboten ist, nachts oder sonntags die Waschmaschine zu benutzen.
Der Sonntag ist nämlich ein Tag der Ruhe und somit der Stille. Sara, bekannt auf TikTok, erzählt überrascht: „Der Sonntag ist ihr Ruhetag. Er ist absolut heilig. In meiner früheren Wohnung war es an diesem Tag sogar verboten, die Waschmaschine zu reservieren. Da man sonntags nicht im Haus putzen darf, backe ich Kuchen. Das ist mir sehr gut gelungen“, sagt sie in einem ihrer Videos.
Die Achtung der Ruhe beschränkt sich nicht nur auf den Sonntag. Es gibt festgelegte Ruhezeiten für jeden Tag, normalerweise von 22:00 bis 6:00 Uhr, in denen jeder übermäßige Lärm als respektlos angesehen wird. Luna, die in diesem Land lebt, teilt ihre Erfahrungen über ihren TikTok-Account: „Von Samstag 18:00 Uhr bis Montag 6:00 Uhr sind Aktivitäten wie laute Musik, die Benutzung der Spülmaschine oder Staubsaugen verboten. Sie respektieren ihren Ruhetag sehr.“
Sowohl Sara als auch Luna sind sich einig, dass diese Einschränkungen zunächst schockierend wirken können, aber mit der Zeit leichter zu verstehen sind. Sara fasst es so zusammen: „Zuerst fand ich das ärgerlich, weil ich das Gefühl hatte, mein Leben nicht so gestalten zu können, wie ich es wollte. Aber dann habe ich verstanden, dass es für sie wichtig ist, dass der Sonntag wirklich ein Ruhetag ist. Und ich habe mich sogar daran gewöhnt, anders zu leben.“ Luna fügt ein interessantes Detail hinzu: „Ich finde das nicht ungewöhnlich. Eigentlich ist es logisch. Manchmal denke ich sogar, dass wir in Deutschland etwas Ähnliches gebrauchen könnten, denn dort macht jeder Lärm, wann er will.“
Die Lärmschutzvorschriften in der Schweiz sind Teil einer umfassenderen Kultur des Respekts gegenüber der Umwelt und anderen Menschen. Dank dieser Vorschriften sind die Städte ruhig, sauber und ordentlich, und Konflikte zwischen Nachbarn werden auf ein Minimum reduziert.